„Die geschichtlichen Tage der organisierten Religionen, die manchem Ängstlichen noch wichtig erscheinen, werden eines Tages als das verstanden werden, was sie, aufs Ganze der Weltzeit gesehen, stets gewesen sind: Augenblicke, Durchgangsphasen."

„Cogito, ne cogiter. Mein Leitspruch: „Ich denke selbst, um nicht von anderen gedacht zu werden.“

„Immer mehr Menschen spüren mittlerweile, dass etwas nicht stimmt. Und nicht nur mit der Kirche, sondern mit dem Gott, den sie uns präsentiert. Mit dem amtlichen, offiziellen Bild, das sie von ihm zeichnet. Mit dem Glauben, den sie vorschreibt. Ich gehe davon aus, dass nicht wenige wissen wollen, was los ist - und kein Eingeweihter es verrät. Weil keiner den Ast absägt, auf dem er sitzt.“

„Das Schlimmste, was wir Gott angetan haben, ist wohl, ihn einfach in Ruhe gelassen zu haben. Freilich, wer Gott nicht in Ruhe gelassen hat, waren die Herren der Kirche. Sie haben ihn - ungefragt - stets nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zum „Amtsgott“ organisiert.“

„Ein Gott der Liebe, der Angst verbreiten lässt? Welche Schuld haben Verantwortliche über Jahrhunderte hinweg auf sich geladen? Dürfen Menschen dazu da sein, auf den Knien zu liegen und jene auch noch zu bezahlen, vor denen sie knien?“

„Wer sich kritisch mit dem Bild eines Amtsgotts auseinandersetzt, wie es die Kirche noch immer verbreitet, wird folgerichtig mit dieser brechen.“

„Gottes Tugenden sind an patriarchatstypischen Maßstäben ausgerichtet geblieben. Als solche haben sie sich bewährt. Sie haben sich auch ohne große Liebesgesten als verwendungsfähig erwiesen. Noch immer bestimmen sie das Leben von Millionen.“

„Wo Gott drauf steht, ist Kirche drin.“

„Ich vermute sogar, dass Religion allein deswegen geschaffen wurde, um auf der einen Seite Macht zu definieren und zu stabilisieren, auf der anderen Seite aber Frauen mit religiösem Gehorsam, einer Art Beschäftigungstherapie, emotional ruhig zu stellen.“

„Umso dringlicher ist eine Befreiungstheologie neuer Art. Sie bezieht sich nicht nur auf die verwahrlosten Bilder von Gott, sondern auch auf die Menschen. Sie hat grundsätzlich gesellschaftliche Konsequenzen. Eine solche Befreiung ist in die Hände von Menschen gelegt. Sie haben sich von verheerend irrigen Vorstellungen über Mann und Frau zu erlösen. Und sie haben Gott selbst zu entlasten, indem sie sich verabschieden von den überholten Zuschreibungen an ihn.“

„Die gesamte Dogmengeschichte ist voll von Zurechtrückungen des göttlichen Willens. Im Nachhinein haben Wertepaten den Heiligen Geist bemüht, um ihre eigenen Absichten und Unternehmungen zu legitimieren. Blasphemischer geht es nicht. Menschenunfreundlicher auch nicht.“

„Ich verteidige Gott nicht gegen seine Gegner. Ich verteidige ihn gegen seine Verteidiger.“

„Wir sollten Gott, der diese Kirche nicht gewollt hat, nicht mehr in einem Atemzug mit ihr nennen. Er hat nichts mit ihr zu tun. Kirche ist, eine Kampfansage, nur noch abzuwickeln. Über eine Anschlussverwendung nachzudenken, ist überflüssig. Reform ist vertane Zeit, Kosmetik an einer Leiche.“

„Würden mehr Kinder und Jugendliche zum Lesen, Wissen, Neugierigbleiben angeleitet, statt reihum abgetauft und abkonfirmiert zu werden, brauchten wir uns weniger um sie zu sorgen."

 

Stimmen zu Horst Herrmann

"Vielleicht den Umweg über die Denunziation eines solchen Professors wählen, die 'Glaubwürdigkeit', die 'persönliche Integrität' des Betreffenden und damit seine 'Sache' anzweifeln ... Es ist doch merkwürdig, dass die Kirchen, wenn man Schwächen an ihnen entdeckt, sich immer auf das Menschlich-Allzumenschliche berufen, es aber nie denjenigen zubilligen, die Schwächen an ihnen entdecken. Ich glaube nicht, dass Horst Herrmann diesen Kredit wird beanspruchen müssen - er sollte nur für ihn in Reserve stehen, er sollte nicht durch Denunziationen erpressbar sein." (Heinrich Böll)

"Horst Herrmann zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Vertretern der Aufklärung in Deutschland, ein Mann, der wie wenige andere hierzulande der unbequemen Aufforderung Kants nachgekommen ist, den Mut aufzubringen, 'sich des eigenen Verstandes zu bedienen', koste es was es wolle." (Dr. Michael Schmidt-Salomon)

"Horst Herrmann ist ein breit ansetzender, kreativer, milieukritischer Widerstandskämpfer sowie seit Jahrzehnten einer der wichtigsten christentumskritischen Aufklärer hierzulande, der sich erfreulicherweise nie unterkriegen ließ." (Professor Dr. H. J. Schmidt)

"Seine Themen und seine kritische Durchdringung von Gegenwartsfragen haben in seiner ihm eigenen faszinierenden Darstellungsweise die älteren Hörerinnen und Hörer nicht nur in ihren Bann gezogen, sondern sie auch als echte Bildungsangebote zur kritischen Sinnsuche im Alter eingeladen." (Professor Dr. G. Breloer)

"Freunde und Gegner müssen eingestehen: Horst Herrmanns Maß an offenem Bekenntnis und an Zivilcourage hat nur wenige vergleichbare Beispiele." (Professor Dr. Dr. H. P. G. Schneider)

"Seine religionskritischen Forschungsarbeiten sind von allergrößter Wichtigkeit" (Professor Dr. B. Kanitscheider)

"Ein großer Forscher" (Professor Dr. Th. Hoeren)

"Mit sonorer Stimme, elegant geschliffenem Stil und unglaublich fesselnder Rhetorik bereicherte Horst Herrmann sein Fachgebiet um ungeahnte Perspektiven ... Nirgendwo sonst habe ich erlebt, wie ein Professor sein Auditorium so in Beschlag nahm. Das über Jahrzehnte hinweg" (Dr. Roland Seim)

 


"Mein Milieu meisterte mich nicht"

Zum Wintersemester 2005/2006 wurde Prof. Dr. Horst Herrmann am Institut für Soziologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster emeritiert. Aus diesem Anlass erschien 2005 eine von Dr. Roland Seim herausgegebene Festschrift mit dem Titel "Mein Milieu meisterte mich nicht" mit den folgenden Beiträgen:

  • Vorwort von Roland Seim: Einer unter uns
  • Günter Best, Götter und Gurus bei den hinduistischen Sindhis in Gibraltar.
  • Gerhard Breloer, Dem Alter einen Sinn geben - oder von der Kunst, älter zu werden.
  • Gerhard Czermak, Kirchensteuer in Deutschland als rechtliches und rechtspolitisches Ärgernis. Hinweise zu einem unmoralischen Zustand.
  • Karlheinz Deschner, Für Horst Herrmann, den Kombattanten oder: Das schwärzeste aller Verbrechen.
  • Rolf Eickelpasch, Menschliche Würde in gottfremder Zeit. Max Webers Skizzen zu einer Persönlichkeitsethik
  • Matthias Grundmann, Kontrollüberzeugungen und Integrationsprobleme moderner Gesellschaften.
  • Thomas Hoeren, Die Familie Galen, die Universität Münster und die Soziologie des Essens.
  • Adolf Holl, Zuviel versprochen? Zur Kulturgeschichte enttäuschter Heilserwartungen.
  • Bernulf Kanitscheider, Atheismus und moralisch verantwortliches Handeln.
  • Michael Klöcker, Nationalsozialismus als Religion. Eine Bilanz der Diagnosen seit dem aufkommenden Nationalsozialismus.
  • Hans-Jürgen Krysmanski, Soziologische Ausflüge in die Massenkultur - Eine Erinnerung an C. Wright Mills aus Anlass des Todes von Pierre Bourdieu.
  • Simone Legenhausen und Alexandra Voss, Ohne Titel oder: Die Gravitation der Graduierung.
  • Dirk R. Meynecke, Der Papst ist tot, es lebe der Papst!
  • Hubertus Mynarek, Friedrich Nietzsche über Kirche, Priester, Theologen ...
  • Johannes Neumann, Zeit als Instrument der Macht.
  • Sven Papcke, Marktwirtschaft - woher? wohin? Adam Smith und die Folgen.
  • Karin Priester, Messianischer Populismus von links? Anmerkungen zu dem Werk Empire von Michael Hardt und Antonio Negri.
  • Hermann Josef Schmidt, Für "das Heidenthum seinem Grundcharakter nach eingenommen"? Nietzsches Problemkontinuität.
  • Michael Schmidt-Salomon, Fundamentalismus und Beliebigkeit. Das Projekt der Aufklärung im 21. Jahrhundert.
  • Hermann P. G. Schneider, Gesundes Altern - eine sozialpolitische Fiktion?
  • Friedrich Schorlemmer, Die ganze Welt ist in der Habsucht ersoffen. Über gemeinen Nutz und Wucher.
  • Roland Seim, "Censura morum" - Über die Grenzen der Freiheit.
  • Gerhard Streminger, Diesseitiges Glück.
  • Hanns Wienold, Post Mortem für eine heilige Kuh. Heiligkeit und Nützlichkeit von Rindern in Indien.
  • Karl Bernhard Zürner, Der Apostel Paulus und das verzinste Heil.

 

 

"Lieber einen Knick in der Biographie als einen im Rückgrat"

Zum 70. Geburtstag von Horst Herrmann erschien eine von Dr. Yvonne Boenke herausgegebene Festschrift "Lieber einen Knick in der Biographie als einen im Rückgrat" mit den folgenden Beiträgen:

  • Yvonne Boenke, Er passt in keine Schublade.
  • Joachim Kahl, Kurt Tucholskys "Briefe an eine Katholikin" - ein Kleinod skeptisch-konstruktiver Religionskritik in der Endphase der Weimarer Republik.
  • Helmut Walther, Christentum und Evolution.
  • Rafael Gaßmann, Scheibe bleibt?
  • Gabriele Röwer, Der Träger des Robert-Mächler-Preises für kritische Aufklärung (2005).
  • Gotthold Hasenhüttl, Wie gerecht ist Freiheit?
  • Yvonne Boenke, Eine notwendige Wiederentdeckung.
  • Gunild Feigenwinter, Unfrisierte Gedanken einer Ungläubigen zur Kränkung des patriarchalen Geistes.
  • Jutta Ditfurth, Kommunismus und Natur. Das aufgelöste Rätsel der Geschichte.
  • Petra Reski, Brombeerfarbene Fingernägel oder Die Entfesselung des subjektiven Faktors.
  • Egmont R. Koch, Von Dachau nach Abu Ghraib: Wie die CIA das Foltern lernte.
  • Franz Buggle, Ist christliche Erziehung heute noch verantwortbar?
  • Uta Ranke Heinemann, Der Papst weint Krokodilstränen.
  • Axel Verderber, Christlich geführte Kinderheime in Irland und Deutschland.
  • Daniela Gerstner, Folgen intensiver katholischer Mädchenerziehung.
  • Jacques Tilly, Tätige Nächstenliebe.
  • Walter Neussel, Tierschutz und Tierrechte.
  • Dietmar Krafft, Retten Pisa und Bologna die ökonomische Bildung in der Bundesrepublik Deutschland?
  • Winfried Göpfert, Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Über die Schwierigkeit, Wissenschaft verständlich zu vermitteln.
  • Gerd-Jan Krol, (Über-)strapazierte Moral? Zur Bildungsrelevanz des Ökonomischen Verhaltensmodells.
  • Hans-Dietrich Kahl, Der Nazarener - zentral für Glauben, Wirken und Feiern?
  • P. Franz Schmidberger, Das katholische Priestertum.
  • Ida Raming, Ein lebenslanger Kampf gegen patriarchale Strukturen in der römisch-katholischen Kirche - und für volle Anerkennung der Personwürde und Menschenrechte der Frauen.
  • Bernd Stromberger, Vom Elixier des freien Denkens und der Republik des Himmels.
  • Jürgen Fliege, Der Herzensgott.
  • Carsten Frerk, Staatsleistungen (im engeren Sinn) und ihre falsche Begründung.
  • Ingrid Matthäus-Maier, Zum Verhältnis von Staat und Kirche in der Bundesrepublik.
  • Gerd Lüdemann, Warum die Kirche lügen muss.
  • Manuela Albrecht - Simone Legenhausen, "Gottlos glücklich" versus "Jesus liebt dich". Gleiches Recht für alle?
  • Horst Groschopp, Von den Dissidenten zu den Religionsfreien. Zur Konzeption einer Konfessionsfreienpolitik in Deutschland.

„Ich denke selbst, um nicht von anderen gedacht zu werden.“

Horst Herrmann war Professor für katholische Theologie an der Universität Münster. Im Jahr 1975 wurde ihm nach kritischen Äußerungen die kirchliche Lehrbefugnis entzogen. Bis zu seiner Emeritierung 2005 hatte er einen Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Münster inne.

In seinen Veröffentlichungen befasst er sich seit Jahrzehnten kritisch mit den Themen Kirche, Gesellschaft und Patriarchat und liefert immer wieder neue Denkanstöße für aktuelle Diskussionen. Erfahren Sie auf dieser Webseite mehr über das Werk von Horst Herrmann.

  • "Seine so unermüdliche wie umfangreiche, in der Tradition großer Aufklärer geleistete religionskritische Forschungsarbeit hat ihn selbst zwar lebenslanger Anfeindung ausgesetzt, zugleich aber ungezählten Menschen ein freieres Denken und Leben ermöglicht."

    (Robert-Mächler-Preis Zürich 2005)